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Novartis Erenumab – Aktuelle Daten und neue Versorgungsperspektiven in der Migräneprophylaxe
- Erenumab (Aimovig®) zeigte in Phase-IV-Studie HER-MES signifikante Überlegenheit hinsichtlich Verträglichkeit und Wirksamkeit vs. Standard-of-Care-Migräneprophylaxe Topiramat bei erwachsenen Patient*innen mit ≥ 4 MMD** (p < 0,001).1
- Die Ergebnisse der Studie APPRAISE bestätigen Vorteil von Erenumab bei erwachsenen Patient*innen mit episodischer Migräne (4–14 MMD) auch gegenüber anderen Standard-of-Care-Migräneprophylaktika (p > 0,0001).2
- Neue Erstattungssituation seit 1. Oktober 2022: Früherer Einsatz von Erenumab nun erstattungsfähig.3
Nürnberg (19. Oktober 2022) – Für den CGRP#-Rezeptorblocker Erenumab von Novartis belegen aktuelle Studienergebnisse eine signifikante Überlegenheit gegenüber Standard-of-Care-Migräneprophylaktika hinsichtlich Verträglichkeit und Wirksamkeit.1,2 Auf Basis der vorliegenden Daten der Phase-IV-Studie HER-MES vs. Topiramat hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 21. Oktober 2021 für Erenumab (Aimovig®) einen beträchtlichen Zusatznutzen gegenüber der Vergleichstherapie bei Erwachsenen mit mindestens 4 Migränetagen pro Monat festgestellt, für die eine konventionelle Migräneprophylaxe in Frage kommt.4 Daraufhin wurde die Erstattung für Erenumab neu verhandelt:3 Seit dem 1. Oktober 2022 greift für die spezifische Migräneprophylaxe mit dem CGRP-Rezeptor-Inhibitor Erenumab eine neue Erstattungssituation, die rückwirkend zum 1. April 2022 gilt: Erenumab ist nun gemäß Indikation, das heißt unabhängig von Art und Zahl der Vortherapien✝, bei erwachsenen Patient*innen mit ≥ 4 MMD** erstattungsfähig.3-5 Zusätzlich greift eine bundesweite Praxisbesonderheit ab einer Vortherapie. Diese Verschreibungen sind für die Verordnenden budgetneutral.
Luft nach oben in der Prophylaxeversorgung von Migränepatient*innen
„In der Versorgung von Menschen mit Migräne, die eine Prophylaxe benötigen, bestehen nach wie vor große Versorgungslücken“, betont Dr. Heike Israel-Willner, niedergelassene Neurologin in Berlin. Konventionelle Standard-of-Care-Migräneprophylaktika adressieren die Bedürfnisse vieler Patient*innen nicht optimal: Rund die Hälfte der Patient*innen bricht eine Therapie innerhalb eines halben Jahres ab.8,9 „Aktuell publizierte Daten der Studie EPISCOPE10 zeigen, dass viele Patient*innen, für die eine Prophylaxe in Frage käme, diese nicht oder nicht mehr erhalten, weil die konventionellen Präparate nicht effektiv genug waren, sie diese nicht vertrugen oder weil Kontraindikationen bestanden“, erläuterte Israel-Willner.
Studien HER-MES & APPRAISE
Dass eine spezifische Prophylaxe Vorteile bieten kann, zeigten für Erenumab die Daten der HER-MES-Studie1. In dieser randomisierten, doppelblinden, 24-wöchigen Phase-IV-Studie wurden Erenumab und Topiramat sowohl hinsichtlich der Verträglichkeit (Abbruch der Behandlung wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen, UAW) als auch der Wirksamkeit (50%ige Reduktion der Migränetage i. Vgl. zur Baseline) direkt verglichen. Erenumab war in beiden Endpunkten signifikant überlegen: 10,6% (Erenumab) bzw. 38,9% (Topiramat) der Patient*innen brachen die Behandlung wegen UAW innerhalb von 6 Monaten ab und 55,4% (Erenumab) bzw. 31,2% (Topiramat) erreichten in Woche 24 eine Reduktion ihrer MMD um ≥ 50% (je p < 0,001).1 „HER-MES ist die bislang einzige Vergleichsstudie zwischen einem Migräne-Antikörper und dem oralen, häufig eingesetzten, Migräneprophylaktikum Topiramat“, so Prof. Dr. Dr. Stefan Evers, Neurologische Klinik Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge. Topiramat habe sich laut Evers als Komparator geeignet, weil es das einzige konventionelle Migräneprophylaktikum ist, für das Daten sowohl zur episodischen als auch zur chronischen Migräne vorlagen. „Die Ergebnisse der HER-MES-Studie liefern wichtige Erkenntnisse für eine Therapieentscheidung in der Migräneprophylaxe“, so der Experte.
Vor Kurzem wurden im Rahmen des 8. Kongresses der European Academy of Neurology (EAN) die Ergebnisse der globalen prospektiven randomisierten Phase-IV-Studie APPRAISE vorgestellt.2 Diese sind konsistent mit den bisherigen Erkenntnissen und bestätigen die Überlegenheit von Erenumab gegenüber mehreren konventionellen Migräneprophylaktika. Teilgenommen haben 621 Patient*innen mit ein oder zwei Vortherapien; verglichen wurde mit einer oralen, unspezifischen Migräneprophylaxe nach Wahl des jeweiligen Zentrums und in Absprache mit Patient*innen und prüfärztlichem Personal.
In dieser Studie erreichten 56,2% der Erenumab-Patient*innen den kombinierten primären Endpunkt, bestehend aus dem Verbleib auf ihrer initial verordneten Therapie und einer Reduktion der MMD um ≥ 50% während der 12-monatigen Studiendauer.2
In der Gruppe mit Standardprophylaxe lag diese Quote nur bei 16,8% (p < 0,0001).2 Wegen unerwünschter Nebenwirkungen beendeten lediglich 2,9% der Erenumab-Patient*innen, jedoch 23,3% bei Standardprophylaxe, die Behandlung vorzeitig.2
Neue Versorgungsperspektiven: Geänderte Erstattung für Erenumab
„Dass Erenumab nun unabhängig von Art und Zahl der Vortherapien bei erwachsenen Patient*innen mit mindestens 4 monatlichen Migränetagen erstattungsfähig ist, bedeutet eine deutliche Verbesserung in der Versorgung von Menschen mit Migräne, die eine prophylaktische Therapie benötigen und oft einen hohen Leidensdruck aufweisen“, erklärte Israel-Willner. Die Verschreibungsfähigkeit ist nicht auf Fachärzt*innen beschränkt, sondern richtet sich an alle Behandler*innen mit Erfahrung in der Diagnose und Therapie von Migräne. „Das bedeutet, dass Ärzt*innen ihre Behandlungsfreiheit flexibler wahrnehmen können“, betonte Evers.
Über die Studie HER-MES1
HER-MES (NCT03828539) ist eine multizentrische, randomisierte, 24-wöchige, doppelblinde Head-to-Head-Studie der Phase IV mit einer Double-Dummy-Behandlungsphase zum Vergleich der Verträglichkeit und Wirksamkeit von Erenumab und Topiramat bei erwachsenen Migränepatient*innen mit ≥ 4 Migränetagen pro Monat. Die Studienteilnehmer*innen (n = 777) hatten zuvor 0–3 prophylaktische Behandlungen erhalten. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patient*innen, die während der doppelblinden Behandlungsphase die Therapie aufgrund unerwünschter Ereignisse abbrachen: Unter Erenumab beendeten 10,6% die Behandlung gegenüber 38,9% unter Topiramat (p < 0,001). Als sekundärer Endpunkt wurde der Anteil der Patient*innen definiert, deren Anzahl der monatlichen Migränetage sich um ≥ 50% reduzierte: 55,4% der Patient*innen im Erenumab-Arm erreichten diesen Endpunkt – gegenüber 31,2% unter Topiramat (p < 0,001).
Über die Studie APPRAISE2
Die Studie APPRAISE (NCT03927144) untersuchte den anhaltenden Nutzen zweier Behandlungsparadigmen (s.c. Erenumab vs. orale Prophylaktika). Eingeschlossen waren 621 Patient*innen mit episodischer Migräne ( ≥ 4 und < 15 MMD), die 1–2 vorangegangene Therapien zur Migräneprophylaxe aufgrund mangelnder Wirksamkeit und/oder Verträglichkeit abgebrochen hatten. Der anhaltende Nutzenvorteil (= primärer kombinierter Endpunkt) war definiert als Anteil der Patient*innen (in %), die die einjährige randomisierte Behandlungsphase auf ihrer ursprünglich zugeteilten Therapie beendeten und mindestens eine 50%ige Reduktion der monatlichen Migränetage erreichten.
Über Aimovig® (Erenumab)
Erenumab ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper, der spezifisch für die Prophylaxe der Migräne durch Blockade des Rezeptors des Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) entwickelt wurde.5 Dieser spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Migräne.11 Die Sicherheit und Wirksamkeit von Erenumab in der Migräneprophylaxe wurden in mehreren großen, globalen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien untersucht. Mehr als 3.000 Patient*innen haben am gesamten klinischen Studienprogramm teilgenommen.12–16 Dazu gehören 2.600 Teilnehmer*innen der vier placebokontrollierten klinischen Phase-II- und Phase-III-Studien sowie der Studie LIBERTY. LIBERTY ist eine spezielle Studie mit Patient*innen, bei denen mehrere Pharmakotherapien zur Migräneprophylaxe erfolglos waren.12
Der CGRP-Rezeptor-Antikörper ist seit dem 26. Juli 2018 in der EU zugelassen und angezeigt zur Migräneprophylaxe bei Erwachsenen mit mindestens 4 Migränetagen pro Monat.5 Das Medikament wird alle 4 Wochen über den SureClick®-Autoinjektor durch die Patient*innen selbst oder durch eine andere geschulte Person verabreicht.5
Über Novartis
Novartis denkt Medizin neu, um Menschen zu einem besseren und längeren Leben zu verhelfen. Als führendes globales Pharmaunternehmen nutzen wir wissenschaftliche Innovationen und digitale Technologien, um bahnbrechende Therapien in Bereichen mit großem medizinischen Bedarf zu entwickeln. Dabei gehören wir regelmäßig zu jenen Unternehmen, die weltweit am meisten in Forschung und Entwicklung investieren. Die Produkte von Novartis erreichen global nahezu 800 Millionen Menschen und wir suchen nach neuen Möglichkeiten, den Zugang zu unseren neuesten Therapien zu erweitern. Weltweit sind bei Novartis rund 108.000 Menschen aus über 140 Nationen beschäftigt. In Deutschland beschäftigt Novartis rund 7.000 Mitarbeitende an zehn Standorten.
- Weitere Informationen unter https://www.novartis.de/.
Anmerkungen
** MMD: monatliche Migränetage (monthly migraine days).
# Calcitonin Gene-Related Peptide.
✝ Bislang Einsatz nur bei erwachsenen Migränepatient*innen mit mindestens 4 MMD, bei denen 4 (episodische Migräne) bis 5 (chronische Migräne) zugelassene Vortherapien (Metoprolol oder Propranolol, Flunarizin, Topiramat, Amitriptylin, Clostridium botulinum Toxin Typ A) + Valproinsäure erfolglos waren (d. h., auf diese nicht angesprochen haben, für diese nicht geeignet sind oder diese nicht vertragen)✝✝, G-BA-Beschluss vom 02.05.2019.6
✝✝ Am 20.03.2020 hat der G-BA den Beschluss zur Verordnung von Valproinsäure geändert. Aus dem Beschluss geht hervor, dass Valproinsäure zur Migräneprophylaxe nicht mehr zulasten der GKV verordnet werden kann.7
Referenzen
- Reuter U et al. Erenumab versus topiramate for the prevention of migraine – a randomised, double-blind, activecontrolled phase 4 trial. Cephalalgia. 2022; 42(2): 108–118.
- Gil-Gouveia R et al. Sustained benefit of monthly erenumab versus daily oral preventives in episodic migraine patients from the APPRAISE study. E-presentation (EPR018) at the annual meeting of European Academy of Neurology (EAN), June 25–28, 2022.
- https://www.gkvspitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/arzneimittel/amnog_praxisbesonderheiten/18083pb 20220401.pdf. (Letzter Zugriff: 11. Oktober 2022).
- Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Erenumab (Neue wissenschaftliche Erkenntnisse (§ 14): Migräne-Prophylaxe). https://www.gba.de/bewertungsverfahren/nutzenbewertung/679/#dossier (Letzter Zugriff: 07. Oktober 2022).
- Fachinformation Aimovig®.
- Gemeinsamer Bundesausschuss: Arzneimittel-Richtlinie/Anlage XII: Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a SGB V Erenumab, Beschlüsse vom 02.05.2019 sowie 19.09.2019.
- G-BA-Beschluss vom 20.03.2020, https://www.g-ba.de/downloads/33-211-168/03-2020_G-BA-aktuell_April.pdf (Letzter Zugriff: 13. Oktober 2022).
- Berger A et al. Adherence with migraine prophylaxis in clinical practice. Pain Pract 2012; 12:541-9.
- Hepp Z et al. Systematic review of migraine prophylaxis adherence and persistence. J Manag Care Pharm 2014; 20:22-328.
- Groth M, Katsarava Z, Ehrlich M. Results of the gErman migraine PatIent Survey on medical Care and prOPhylactic treatment Experience (EPISCOPE). Sci Rep. 2022; 12: 4589.
- Russo AF. Calcitonin gene-related peptide (CGRP): a new target for migraine. Annu Rev Pharmacol Toxicol. 2015; 55: 533–552.
- Reuter et al. Efficacy and tolerability of erenumab in patients with episodic migraine in whom two-to-four previous preventive treatments were unsuccessful: a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3b study. Lancet 2018; 392: 2280–2287.
- Goadsby PJ et al. Trial of Erenumab for Episodic Migraine. N Engl J Med. 2017 Nov 30; 377(22): 2123–2132.
- Dodick DW et al. ARISE: A Phase 3 randomized trial of erenumab for episodic migraine. Cephalalgia. 2018 May; 38(6): 1026–1037.
- Tepper S, Ashina M, Reuter U. Safety and efficacy of erenumab for preventive treatment of chronic migraine: A randomised, double-blind, placebo-controlled phase 2 trial. Lancet Neurol 2017; 16: 425–434.
- Ashina M, Goadsby PJ, Reuter U et al. Long-term efficacy and safety of erenumab in migraine prevention: Results from a 5-year, open-label treatment phase of a randomized clinical trial. Eur J Neurol. 2021; 00:1–10.
Quelle: Novartis, 19.10.2022 (tB).
Schlagwörter: Aimovig, Erenumab, Kopfschmerz, Neurologie, Novartis, Schmerzmedizin